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Dialograum Kreuzung an St. Helena

Seit dem Jahr 2004 begegnen einander im Dialograum Kreuzung an St. Helena, einem einzigartigen Kirchenraum in der Bonner Nordstadt, kulturelle, wissenschaftliche, philosophische und gesellschaftliche Fragestellungen und die christliche Tradition des Evangeliums. Der „leere Raum“ – die Kirche ist bis auf den unverrückbaren Altar aus weißem Marmor im Zentrum freigeräumt – wird „gefüllt“ mit liturgischen, künstlerischen, performatorischen und diskursiven Dialogformaten, die unterschiedlichsten Perspektiven Raum geben und vielfältige Ausdrucksformen realisieren. Der Dialograum ist heterotop, ein „Viel-Ort“, denn der einstmals „eindeutige Kirchenort“ kommt in Berührung mit dem, was landläufig in Kirche und Liturgie „nichts zu suchen hatte“, weil es dort um „den Himmel“ und nicht um „die Welt“ ging. Jetzt lässt sich dieser Kirchenraum berühren, anrühren, infrage stellen, heimsuchen.

Im Dialograum ereignet sich in der Aufmerksamkeit für die herausfordernden „Zeichen der Zeit“ und dem Mut, diese „im Licht des Evangeliums zu deuten“, Überraschendes, Irritierendes, neues Denken (Metanoia). Weil im Dialograum den Signaturen der Gegenwart und dem Evangelium nicht ausgewichen wird, fordert der Raum zu einer je neuen Verhältnisbestimmung (= Relationierung) zwischen christlicher Religion und der dort dann ausgestellten oder aufgeführten Kunst oder der eingebrachten Wissenschaft heraus. Dabei geht es nicht um einen Gegensatz (= Adversität) oder gar um eine Hierarchisierung, sondern um ein „Einander-Befragen“ und „Sich-Befragen-Lassen“ durch das jeweils Andere nach den eigenen Wurzeln und einem Potenzial für eine humanere Gesellschaft. In diesem Modus ist der Dialograum ein „Zwischen“, ein „Hybrid“. Er hält die sakrale Matrix trotz der Umnutzung aufrecht in der Kultur dieser Zeit. Die zeitgenössische Kultur in einem kirchlichen Raum rückt diese jedoch in eine andere Dimension und umgekehrt. Beide sind zum Perspektivenwechsel und zum Dialog herausgefordert. Sie verweisen jeweils aufeinander, sie brauchen einander, um immer mehr sich selbst entsprechen zu können, und sie stehen gleichzeitig zueinander in Spannung und Balance. Genau diese Spannung und Balance ist im Dialograum erwünscht, denn erst in dieser Spannung und Balance lässt sich die Bedeutung des Evangeliums erkennen und eine Sprache für das finden, was Kirche immer schon zu bezeugen und präsent werden zu lassen hatte, wenn sie das Leben der Menschen in den Aussagen des Glaubens verortet. Erst auf diese Weise lassen sich Sinn und Bedeutung des Evangeliums für die Gegenwart entdecken.